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Team HandbALL | LZ vom 05.08.03 | 05.08.03
Der Anranzer war derart laut, dass er selbst auf den hinteren Tribünenplätzen der Ense-Halle in Bad Wildungen vernehmbar war. "Hast Du eigentlich gar keinen Respekt vorm Alter?", blaffte Aleksandr Tutschkin (39) mit grimmiger Miene seinen jugendlichen Gegenüber an, der dem zweifachen Olympiasieger im Trikot von Filippos Verias rasch mal den Ball aus den Fingern gespitzelt hatte. Sven-Sören Christophersen, der erst vor drei Monaten 18 Jahre alt gewordene Youngster im Team des TBV Lemgo, war nur den Bruchteil einer Sekunde verblüfft, ehe er zum frechen Konter ansetzte: "Weißt Du denn auch, wie alt ich bin?"

Ein kurzer Dialog, über den auch nach dem Sparkassen-Cup-Halbfinale noch herzhaft gelacht wurde. Außerdem eine klitzekleine Episode, die einiges über die herzerfrischende Unbekümmertheit von Sven-Sören Christophersen, das erste neue lippische Handball-Ass unserer heute startenden Sommerserie, verrät.

Berührungsängste sind dem gebürtigen Lübecker, der eigentlich sogar noch ein Jahr A-Jugend spielen könnte, nämlich fremd. "Warum sollte ich Angst vor großen Namen haben? Ich versuche einfach nur, mein eigenes Ding durchzuziehen", so Christophersen, der auf Grund seines doppelten Vornamens in der Mannschaft nur "Smörre" genannt wird. Urheber des Spitznamens waren die Ramota-Brüder, die den Neuen beim TBV ansonsten gerne auch mal mit "Hingsen" anreden. "Der Zehnkämpfer war ja früher ebenfalls für seine Frühstarts bekannt", erläutert Max Ramota. Christophersen zündet nicht nur bei den gemeinsamen Laufeinheiten etwas schneller, sondern ist auch bezüglich seiner Karriere ein früher Junge. Bereits in der Mini-Mixed-Mannschaft des ATSV Stockelsdorf griff er zum Handball. Als Jugendlicher beherrschte er den Umgang mit der Lederkugel so gut, dass ihm sein bundesligaerfahrener Regionalligatrainer Mario Wille (Kiel) zusätzliche Trainingseinheiten beim THW ermöglichte. Montags trainierte er bei Noka Serdarusic mit und hätte durchaus in dieser Saison auch im Aufgebot der Zebras stehen können. Uwe Schwenker unterbreitete ebenfalls ein gutes Angebot, "doch Lemgos Konzept war einfach schlüssiger", so Christophersen, der sich auch durch den Schulwechsel einiges verspricht. Weil die Lehrpläne zwischen Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein recht unterschiedlich sind, wird er auf dem MWG-Gymnasium noch einmal in der zwölften Klasse einsteigen.

Dass Christophersen, der bereits mit 17 Jahren in der Regionalliga spielte und in Lemgo mit Doppelspielrecht für die HSG Augustdorf-H. ausgestattet ist, zu Volker Mudrow und Co. tendierte, hängt auch mit einem renommierten Talentspäher zusammen. Heinz Tiedemann, der einst Christian Schwarzer, Fynn Holpert, Klaus-Dieter Petersen, Wolfgang Schwenke und Volker Mudrow in der norddeutschen Jugendauswahl unter seinen Fittichen hatte, und noch heute als Stützpunkttrainer fungiert, gab den entscheidenden Tipp Richtung TBV. Wobei Mudrow nicht die Katze im Sack kaufte. "Ende 2002 hat er sich mal bei einem Lehrgang Notizen gemacht", bemerkte Christophersen erstmals den prominenten Zaungast.

Über einen Besuch mit seinen Eltern beim Nordhorn-Spiel schnupperte man sich weiter aneinander heran. Endgültig klar war alles nach den Osterferien, als Christophersen fünf Tage beim TBV mittrainierte. War er bei seinem Aktivurlaub in der Wohnung von Jörg Zereike untergebracht, so steht der Mann aus Ostholstein in wenigen Tagen erstmals auf eigenen Füßen. Nur die Matratze und ein paar Kleinigkeiten fehlen noch, dann ist der erste eigene Hausstand oberhalb der neuen TBV-Geschäftsstelle komplett.
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