Gestern Nachmittag wechselte Matthias Struck seine Autoreifen - im Sommer folgen der Trikot- und der Liga-Wechsel. Dass sich der 21-jährige Junioren-Nationalspieler der HSG Augustdorf/Hövelhof demnächst Frisch Auf Göppingen anschließt, hat in der lippischen Handballszene für einige Verwirrung gesorgt.

Selbst Fynn Holpert fühlte sich gestern Morgen überrumpelt, als er im Rahmen der Vertragsverlängerung mit der Herforder Brauerei (siehe Bericht im Bundessport) mit einer entsprechenden Internetmeldung konfrontiert wurde. Gegen Mittag faxte Struck dann den auf ein Jahr fixierten Vertragsentwurf unterschrieben ins Schwabenland zurück. "Beim TBV Lemgo hätte ich einen Florian Kehrmann vor mir, da würden die Spielanteile logischerweise kleiner ausfallen", führt "Strucki" ausschließlich sportliche Gründe für den Wechsel an. In Augustdorf spiele er zumeist zwar 60 Minuten, jedoch habe ihn die Perspektive 1. Liga gereizt. Wobei der Vertrag im Falle eines Göppinger Abstiegs auch für die 2. Liga gilt.

Nach dem Weggang des Österreichers Szlezak will Frisch Auf mit zwei jungen Rechtsaußen - Strucks Pendant ist der 21-jährige Nils Brandt - in die neue Saison starten. Der Traum vom Stammplatz bei einem Erstligisten führte ihn Ostern nach Stuttgart, wo er mit dem Sportlichen Leiter Marc Nagel Details besprach. Weitere Informationen holte Struck über Dragos Oprea ein, den er ebenso wie Michael Kraus bestens aus der Junioren-Nationalmannschaft kennt. Erstmals konfrontiert mit der Offerte wurde Struck vor zwei Wochen. "Fynn Holpert hatte eine Anfrage von Marc Nagel erhalten", konnte Struck das Göppinger Interesse an seiner Person zunächst gar nicht glauben. Die heikelste Klippe bei dem Transfer war seine noch knapp ein Jahr andauernde Ausbildung zum Bankkaufmann. "Zum Glück hat man mir bei der Sparkasse Lemgo keine Steine in den Weg gelegt", so Struck, der seinen Abschluss nun bei einem Göppinger Kreditinstitut ablegen wird.

Überrascht von der Entscheidung ihres Rechtsaußen zeigte sich die HSG Augustdorf/H., die noch bis zum 30. Juni erster Brötchengeber für Struck ist (Lemgo hat in diesem Fall nur das Zweitspielrecht). "Das zeichnete sich in keinster Weise ab", meinte Trainer Diethard von Boenigk, obwohl ihn der Spieler am Dienstag von seinen Absichten informiert habe. Was nicht heißt, dass sein Coach nicht auch Verständnis für den Wechsel aufbringt. "Wenn er die Möglichkeit als Nummer eins auf seiner Position in Göppingen hat, ist das attraktiver, als eine Nummer zwei hinter einem Nationalspieler Kehrmann beim TBV." In jedem Fall müssen sich die "Musketiere" auf die Suche nach einem weiteren Akteur begeben. Denn eigentlich war mit den drei Linkshändern Struck, Bonath und Neuzugang Dessin die rechte Seite schon komplett. "Für uns ist es ärgerlich, dass wir noch einmal ins Rotieren kommen", so von Boenigk.