News


[+] Bild vergößern
Keine Frage, wer in diesem Jahr die Heimspiele der HSG Augustdorf / Hövelhof besucht, dem wird beste Unterhaltung geboten. Es läuft das Stück »HSG oder wie wir den Topteams das Fürchten lehrten«. Teil drei wurde am Samstag aufgeführt. TuS Volmetal, TuS Spenge, Ahlener SG: Der Erste, der Vierte und der Zweite, alle wurden sie in der Witex-Halle geschlagen. Die Spielzeit ist aber noch lange nicht vorbei. Samstag kommt SF Loxten.

Beim 27:26 gegen die Ahlener SG hätte kein Autor die Dramaturgie besser schreiben können. Kaum zu glauben, dass nichts von den 60 Minuten vorherbestimmt war. Die HSG stand zunächst auf der Sonnenseite. Alles gelang den Gastgebern, die zur Pause ebenso haushoch wie überraschend 16:9 führten. Der Underdog, der zu Jahresanfang noch ein Abstiegskandidat war, schon wieder obenauf. Aber dann der rasante Absturz. Wie Ikarus schien der Emporkömmling der Sonne zu nahe gekommen zu sein: 22:25 nach 52 Minuten. Der Ball fand kaum noch sein Ziel, zu hektisch waren die Angriffsbemühungen, die HSG wollte ihr Glück erzwingen, was außerhalb des Spielfelds nicht klappt und auch nicht innerhalb.

Als alles verloren schien, erwachte aber neuer Kampfgeist in der Truppe und sie kam noch mal zurück, hatte bis zum Happyend aber noch ein paar Prüfungen zu bestehen. Rechtsaußen René Wolff – mit 69 Toren zusammen mit Nemanja »Manni« Skrobic mittlerweile bester HSG-Schütze – mit einem Doppelpack und Routinier Moritz Schneider besorgten den 25:25-Ausgleich. Der »Wolf« ist damit auf dem besten Wege, als treffsicherster HSG-Außenspieler Christaki Kolios abzulösen. Danach folgte der Auftritt von Nils Krause, dem Mann für die besonderen Momente. Wie vor neun Tagen beim ersten Auswärtssieg der Saison in Gevelsberg, als er in der 58. Minute zum ersten Mal eingewechselt wurde und einen Siebenmeter hielt, parierte er bei der gleichen Konstellation erneut in der 58. einen Strafwurf. Und als es auf der anderen Seite einen solchen für die HSG gab, war Julian »die Katze« Kaatze zur Stelle. In den letzten drei Spielen schritt der 21-Jährige jeweils viermal zum Duell mit den gegnerischen Torhütern, jeweils viermal verwandelte er die Siebenmeter, wenn auch gegen Spenge und in Gevelsberg jeweils einen cool im Nachwurf. 26:25, jetzt schien der Erfolg zum Greifen nahe. Doch es lag der nächste Stolperstein im Weg. 92 Sekunden vor Schluss erhielt Pascal Schumann eine Zweiminutenstrafe. Unterzahl bis zum Spielende, prompt der 26:26-Ausgleich und die Zeit lief ab. Da war klar: Es würde nur noch einen Torversuch für die Gastgeber geben. Den einen Wurf und der musste drin sein. Ginge er nicht rein, wäre sogar das Remis noch in Gefahr, weil der Gegner noch mal vors eigene Tor käme. Also, wer nimmt sich jetzt den Wurf, wer übernimmt die Verantwortung, um mit diesem letzten Versuch Jubelstürme auszulösen oder alle in Tristesse zu stürzen?

»Sicher gibt es dieses Szenarium auch mal im Training. Im Spiel erwarte ich einfach, dass jeder, der in so einem Moment im Wurfposition ist, die Verantwortung übernimmt«, sagte Trainer Heiko Schumann. Moritz Schneider, mit 32 Jahren einer der wenigen Routiniers im Team, übernahm das. Dass ausgerechnet der ehemalige HSG-Spielmacher Dimitri Stukalin sich allein dem finalen Angriff der Gastgeber entgegenstellen musste, war eine kleine Randnotiz. Mit der linken Hand stemmte er sich gegen Florian Hengsbach, mit der rechten gegen Schneider. Vergebens, Schneider zog ab und traf: 27:26. Sofort danach nahm Ahlens Trainer Sascha Bertow eine Auszeit und seinen Torwart zugunsten eines siebten Feldspielers raus. 14 Sekunden lang also fünf Gastgeber gegen sieben Ahlener.

»Nach den Ahlener Angriffen zuvor war in etwa klar, wie der letzte ausfallen würde und so haben wir uns in der Abwehr positioniert«, berichtete Schneider, der bei den Spielen immer ein schwarzes Batman-T-Shirt unter dem Trikot trägt. Übermenschliche Kräfte brauchte »Mo« Schneider aber nicht anzuwenden, nur richtig zu stehen. Das tat er und blockte den Wurf von Thomas Lammers. Torwart-Urgestein Ronny Krüger (wird bald 41 Jahre alt), dem Geschäftsführer Andreas Blüsse nach der Partie scherzhaft einen Vertrag bis zum 50. Lebensjahr anbot, warf noch mal ab, danach war Schluss.

Die Party konnte starten. »Das Team hat wieder seine Nehmer-Qualitäten bewiesen, das zeugt von Charakter«, strahlte Schneider. Die HSG hat in diesem Jahr von fünf Spielen vier gewonnen und inzwischen sieben Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze, den Begriff Abstiegskampf will Trainer Schumann aber trotzdem nicht aus seinem Wortschatz streichen: »Es sind noch zehn Spieltage. Der Weg ist noch weit.«

So frenetisch wie die Zuschauer nach dem Sieg gegen Ahlen ihrer Begeisterung gegenüber ihrer Mannschaft Ausdruck verliehen, so klar ist: Sie wollen mehr vom Batman Mo, von Manni, vom schnellen Wolf und der coolen Katze. Noch fünfmal hebt sich der Vorhang zum Spektakel in der Witex-Halle. Komme und staune.
Zurück

Sponsoren

Wenzel`s Ratsstuben

Galerie

In der Galerie sind 4037 Fotos von 240 Spielen und Events.
© HSG Augustdorf / Hövelhof 2001 - 2024 - Datenschutzerklärung - Impressum