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Team HandbALL | Bernd Großmann | 23.05.11
Die ostwestfälischen Vereine drückten der Handball-Oberliga-Saison 10/11 ihren Stempel auf, denn sie stellten zwei von drei Titelanwärtern und gleich eine ganze Armada an Abstiegskandidaten. Letztlich schaffte der Nachwuchs des Bundesligisten TBV Lemgo die direkte Rückkehr in die 3. Liga, und das mit einem statten Vorsprung von sieben Punkten auf den VfL Gladbeck, der erst am Finaltag an Bielefeld-Jöllenbeck vorbeizog.

Aufgrund starker personeller Aderlässe konnten weder Ex-Drittligisten Ibbenbüren noch der Oberliga-Dauerbrenner aus Mennighüffen oder der TV Verl die Klasse halten, müssen ebenso wie der in der Rückserie völlig eingebrochene Aufsteiger TV Menden-Schwitten künftig um Verbandsliga-Punkte spielen. Die fünf freien Plätze werden in 2011/12 durch die Absteiger Schalksmühle-Halver, TuS Spenge und HSE Hamm sowie die Verbandsliga-Meister TuS Möllbergen und Eintracht Hagen II belegt

Bevor wir uns genauer mit den einzelnen Vereinen beschäftigen, hier noch ein paar allgemeine Fakten. Insgesamt fielen 12903 Tore, was einem hohen Schnitt von 61,44 Treffern pro Spiel entspricht. Garant für hohe Ergebnisse war der Soester TV, der beim 42:50 in Ibbenbüren am torreichsten Spiel beteiligt war und auch Rang zwei (49:39 über Gütersloh) belegte. Die wenigsten Tore zu feiern gab es beim Mennighüffener 19:21 gegen den TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck, der es übrigens als einziger Verein drei Mal schaffte, gegnerische Teams unter 20 Toren zu halten. Trotz der deutlichen Qualitätsunterschiede spielte auch der Heimvorteil eine gewichtige Rolle, denn 75 Auswärtssiegen und 18 Unentschieden stehen 116 Heimerfolge gegenüber.

Angesichts der überragenden Ausbeute von 25 Siegen bei drei Niederlagen ist es nur logisch, dass die HSG Lemgo II in allen Unterwertungen bis auf die Hinserienbilanz ganz vorne liegt, Daheim gab es nur einen Ausrutscher (24:31 gegen Augustdorf / Hövelhof), und auswärts war die 1000-Tore-Truppe von Niels Pfannenschmidt eine Klasse für sich, feierte zudem in Schwitten mit dem 52:23 einen Rekordsieg. Ach ja, den Torschützenkönig stellten die Lippestädter mit Arjan Haenen auch noch. Und die Meisterfeier fand vor vierstelliger Kulisse statt. Willkommen zurück in der 3. Liga.

Auch der VfL Gladbeck war den meisten Konkurrenten überlegen, konnte sich dank des 35:32 über Lemgo II die Halbzeitmeisterschaft sichern, obwohl er zum Hinrundenausklang gegen Bielefeld patzte. Die bis dahin auch in der Fremde überragende Truppe von Holger Krimphove leistete sich im Frühjahr mit 1:9-Auswärtspunkten in Serie die letztlich entscheidende Schwächephase. Die abschließende Revanche in Bielefeld und damit Rang zwei waren da nur ein schwacher Trost.

Zwischenzeitlich verdiente sich der TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck die Bezeichnung „Mannschaft der Stunde“, verlor nach dem 33:36 in Lemgo keine Partie bis zum Rückspiel mehr und verschaffte sich so ein echtes Spitzenspiel um die Tabellenführung. Das 30:38 aber hatte nachhaltige Wirkung, denn auch die beiden letzten Saisonpartien gingen verloren, Trotzdem hatte Coach Walter Schubert allen Grund zur Zufriedenheit.

Das gilt auch für seinen Kollegen Björn Wißuwa, denn die HSG Menden-Lendringsen ließ mit ihrer 40-Punkte-Ausbeute zwei höher eingeschätzte Teams hinter sich. Begeistern konnten die auf mannschaftliche Geschlossenheit setzenden Hönnestädter insbesondere vor eigenem Publikum – vor allem durch die Siege über Meister Lemgo und Bielefeld. Nur gegen Gladbeck und Riemke gab es Niederlagen. Die hohe Konstanz im neuen Jahr verhalf sogar zu Platz zwei in der Rückrundenstatistik.

Über die Offensivkraft des Soester TV haben wir ja schon eingangs berichtet. Daheim reichte es für die auf hohes Tempo setzenden Lohse-Schützlinge einzig beim 28:36 gegen Lemgo nicht zur 30-Tore-Marke, die auch auswärts nur einmal (29:37 in Augustdorf) unterboten wurde. Im Schnitt gelangen 37,8 Tore erzielt – der absolute Höchstwert. Allerdings kassierte man auch die zweitbesten Gegentreffer. Unterm Strich spielte der STV sehr konstant, allerdings fehlten zum direkten Wiederaufstieg die „big points“ gegen die Topteams.

Ganz anders die Philosophie bei der HSG Augustdorf / Hövelhof, die ihre Qualitäten eindeutig in der Defensive hatte, mit 27,2 Gegentoren im Schnitt sogar weniger Treffer als Lemgo kassierte. Nach der Hinserie hatte die Truppe von Laszlo Benyei noch Kontakt zur Spitze, doch im neuen Jahr gab es einige unverhoffte Punktverluste in fremden Hallen, war spätestens mit dem 26:29 gegen Lemgo klar, dass man nicht mehr in den Titelkampf eingreifen kann.

Für die positivste Überraschung sorgte der SV Teutonia Riemke, darf Coach Dieter Lenz wirklich stolz auf die Entwicklung seine personell keineswegs verstärkten Truppe sein, die zur Hinrunde noch gleichauf mit Aufsteiger Menden-Schwitten lag, in der zweiten Serie aber so viele Punkte holte wie Gladbeck. Verblüffend dabei: Auswärts holten die Bochumer, deren abschließender Heimsieg gegen Mennighüffen am grünen Tisch in eine Niederlage verwandelt wurde, mehr als in eigener Halle.

Auch der ASV Hamm hat sein Saisonziel mit Platz acht mehr als erfüllt, auch Spielertrainer Andreas Kuno mit manchem Auftritt alles andere als zufrieden war und sich zweifellos mehr als zwei Auswärtssiege gewünscht hätte. Vor eigenem Publikum aber gab es nur gegen besser platzierte Teams Niederlagen, darf also von einer insgesamt soliden Saison gesprochen werden, in der die Hammer ihre Offensivmängel durch stabile Abwehrarbeit kompensierten.

Ausreißer nach oben hatten beim HC TuRa Bergkamen Seltenheitswert, denn in Duellen mit den Topteams sprang nur gegen Augustdorf / Hövelhof mit 3:1-Punkten eine positive Bilanz heraus. Dafür löste TuRa durchweg seine Aufgaben gegen die Abstiegskandidaten und geriet so selbst nie ernsthaft in Gefahr. Letztlich wurde an den Resultaten die Reichenberger-Truppe das große Leistungsgefälle in der Liga besonders deutlich.

Über Neuling HSG Gütersloh schwebte eigentlich die ganze Saison die Gefahr des direkten Wiederabstieges. Doch während die Konkurrenz immer mehr schwächelte, legte die Truppe von Hagen Hessenkämper zu, erkämpfte sich in der Rückserie dank stabiler Auswärtsleistungen eine ausgeglichene Bilanz und sprang am Finaltag noch auf jenen rettenden zehnten Platz, auf den man monatelang hingearbeitet hatte.

Gänzlich entgegengesetzt die Entwicklung beim TSV Hahlen, denn der lag nach der Hinserie noch auf Rang sieben ganz dicht hinter Menden-Lendringsen, sammelte in der Rückrunde aber nur noch fünf magere Punkte und stellte die Geduld der eigenen Fans auf eine harte Probe, gab es doch in 2011 gerade mal einen Heim-Pflichtsieg (27:24 über Schwitten) zu bejubeln. Trainer Detlef Meyer wird genau analysieren, ob dieser Abrutsch nur dem Verletzungspech geschuldet war.

Der personelle Aderlass war bei der Ibbenbürener SpVg zu groß, um den zweiten Abstieg in Folge verhindern zu können. Wer auswärts nur zwei Siege landet, auch daheim bis auf den positiven Ausrutscher gegen Soest wenig zustande bringt, darf sich am Ende nicht beschweren. Der (ungewollt) ausscheidende, bei seinen Schützlingen durchaus beliebte Coach Thorsten Heil erhielt immerhin mit dem 31:28 in Schwitten und Rang zwölf noch ein nettes Abschiedsgeschenk.

Für den TV Menden-Schwitten war das Abenteuer Oberliga wie befürchtet eine Nummer zu groß, denn die Kluft zwischen den Leistungsträgern wie Spielertrainer Tihomir Knez und Goalgetter Philip Trattner und dem Rest der Mannschaft war einfach zu groß. Die Hinrunde verlief dank der Aufstiegseuphorie mit nur sieben Niederlagen durchaus erfreulich, doch das mühsame 34:31 über Schlusslicht Verl sollte bereits der letzte Erfolg sein. Aus den letzten zehn Partien holten die Mendener nur noch einen Zähler, müssen zudem in der Verbandsliga Trattner Weggang kompensieren.

Der VfL Mennighüffen hingegen, der sich nach gerade mal zwei Hinrundenpunkten frühzeitig mit dem Abstieg anfreunden musste, setzte im neuen Jahr unter dem neuen Coach Frank Käber einige Ausrufezeichen. Die Umstellung auf eine extrem offensive Abwehr funktionierte immer besser und bescherte immerhin fünf Siege und lassen den Oberliga-Dauerbrenner darauf hoffen, dass er bald in seine angestammte Liga zurückkehrt. Dazu muss aber auswärts (nur der Sieg am Grünen Tisch in Riemke steht auf der Habenseite) deutlich mehr kommen.

Runderneuerung ist beim TV Verl angesagt, denn der feierte seinen zweiten und gleichzeitig letzten Sieg zum Hinrundenausklang gegen Mennighüffen, erwies sich in der zweiten Serie als permanenter Punktelieferant. Schlechtester Angriff (Schnitt von 27,2 Toren), löchrige Abwehr (35,2) – eine Horrorbilanz für Trainer Lars Gottwald, der oft genug mit einem absoluten Rumpfteam antreten musste.
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