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Der Handballsport hat sich in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt, ist deutlich schneller und athletischer geworden - und damit für den Zuschauer natürlich auch attraktiver. In der anstehenden Saison müssen sich Spieler, Trainer und Zuschauer nun mit einigen Regeländerungen auseinandersetzen, von denen an dieser Stelle zwei exemplarisch thematisiert werden. Bei den Olympischen Spielen in Rio wurden die bereits umgesetzt und somit erstmals der großen Handball-Öffentlichkeit vorgeführt.

Dazu zählt der mögliche Einsatz eines siebten Feldspielers, der nach der Herausnahme des Torwarts nicht mehr durch ein Leibchen kenntlich gemacht werden muss. Vorteil: Jeder der Feldspieler kann zur Bank laufen und sich für den Torwart auswechseln lassen. Nachteil: Ohne Leibchen darf der Torraum nicht betreten werden. "Prinzipiell ist diese Regel nicht schlecht. Sie ist aber nur umsetzbar, wenn die Absprachen immer perfekt passen. Zudem muss eine solche Sache akribisch trainiert werden und man benötigt mindestens 15 Spieler beim Training. Wir verzichten deshalb vorerst darauf", sagt Detlef Rauchschwalbe, Trainer des Verbandsligisten HSG Altenbeken/Buke und erklärt: "Viele Jahre gab es Diskussionen darüber, die Zahl der Feldspieler zu reduzieren, um Räume zu schaffen. Nun wurde genau das Gegenteil beschlossen und die Räume werden deutlich enger. Zudem ist das Risiko sehr groß, sich leichte Tore einzufangen und im Endeffekt verändert sich der Handball extrem."

Udo Schildmann, Teammanager von Oberligist HSG Augustdorf / Hövelhof, bewertet diese Neuerung ebenfalls mit gemischten Gefühlen: "Taktisch gesehen ist das ein Mittel, das gut dosiert zum Einsatz kommen kann. Über die volle Spielzeit kann ich mir das aber nicht vorstellen und auch für die Torhüter, die jetzt teilweise im Vollsprint zurück auf das Feld kommen müssen, ist das nicht schön."

Interessant sei, dass es sich dabei im Endeffekt um eine Regel mit drei Optionen handele, wie Günter Hoppe, stellvertretender Vorsitzender der Handball-Abteilung des TSV Schloß Neuhaus und als Schiedsrichter in der Herren-Verbandsliga und Frauen-Oberliga unterwegs, erläutert: "In der A-Jugend und den Seniorenligen greift die Regel ganz normal. In der B-Jugend darf jedoch nur im Angriff gewechselt werden, in der C-Jugend und darunter ist es nicht erlaubt, eine künstliche Überzahl zu erzeugen. Für die Schiedsrichter ist das deshalb alles andere als leicht."

Ein weiteres Novum ist die genauere Eingrenzung des Zeitspiels. Haben die Schiedsrichter früher bei Passivität der angreifenden Mannschaft irgendwann nach eigenem Ermessen den Angriff abgebrochen, sind nun nach dem angezeigten Zeitspiel noch maximal sechs Pässe möglich. "Eigentlich ist das eine Regel, hinter der sich die Schiedsrichter nun ein bisschen verstecken und einfach sechs Pässe abwarten können. Früher war es auch mal möglich, nach zwei Pässen abzupfeifen, jetzt werden alle auf diese sechs Pässe pochen. Das wird viele Diskussionen auf dem Spielfeld geben. Ich fand die alte Regelung als Schiedsrichter grundsätzlich besser", meint Franz-Josef Grebe, Sportlicher Leiter der HSG Altenbeken/Buke, der auch als Unparteiischer in den Hallen des Handballkreises Lippe unterwegs ist. Udo Schildmann stellt sich die Frage, was denn eigentlich sechs Pässe sind? "Zählt ein Block des Gegners dann als Pass? Die Bewertung ist schwierig und ich lasse mich überraschen, wie sich das entwickelt." Zumindest eine Teil-Antwort kommt hier von Günter Hoppe: "Es existieren 18 verschiedene Möglichkeiten, einen Pass zu spielen. Letztendlich denke ich aber, dass es nur ganz selten zu diesen sechs Pässen kommen wird. Die Spieler können oft nicht genau einschätzen, seit wann der Schiedsrichter das Zeitspiel angezeigt hat und werden deshalb schon vorher auf das Tor werfen."

Geteilte Meinungen ruft auch das Mitte August durch IHF-Präsident Hassan Moustafa verkündete Harz-Verbot - und zwar von der Weltmeisterschaft bis zur Kreisliga - hervor. Grund: Harz sei ungesund für Spieler und die Hallenböden. Interessant ist dieser Ansatz vor allen Dingen vor dem Hintergrund, dass in den vergangenen Jahren mehr und mehr wasserlösliches Harz Einzug in den Handball gehalten hat, damit die Hallen besser gereinigt werden können. Besagte wasserlösliche "Pecke" ist vielerorts - im Gegensatz zum früheren Harz-Verbot unterhalb der Bundesligen - erlaubt oder wird durch Städte und Gemeinden geduldet. Das natürlich auch deshalb, weil die Vereine oft ihren Teil zur Reinigung der Hallen beitragen und nach dem Training Harzflecken beseitigen. Abhilfe soll in Zukunft stattdessen ein selbstklebender Ball schaffen, der derzeit durch die Firma Molten entwickelt werde. "Ich selbst habe früher nicht mit Harz gespielt, sondern bin mit dem Harz ausgekommen, das sich durch die anderen Spieler am Ball befunden hat. Tatsächlich wird die Harzerei durch den einen oder anderen Akteur heute manchmal übertrieben, aber ohne dieses Hilfsmittel ist der Sport in seiner jetzigen Form nicht möglich. Ob ein klebender Ball da einen identischen Nutzen hat, wage ich zu bezweifeln, bin aber gespannt auf das Produkt", sagt Detlef Rauchschwalbe, der in seiner aktiven Zeit selbst in der zweiten Bundesliga aktiv gewesen war. Und Udo Schildmann bilanziert: "Ein komplettes Verbot von Harz, vor allem im Profi-Bereich, ist nicht möglich, weil viele Würfe oder Pässe dann gar nicht mehr ausgeführt werden könnten. Natürlich ist das Wachs aber ein Problem für Böden, Türklinken und Bänke. Deshalb begrüße ich einen Ball, der den Einsatz von Harz zumindest einschränken könnte, wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass die Klebe-Wirkung identisch ist."
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